
Auszug aus den DGCS-Controlling-Standards: Strategische Steuerung
DGCS-Controlling-Standards
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Die DGCS-Controlling-Standards bilden einen ersten vorläufigen Diskussionsstand ab und werden in den kommenden Jahren weiterentwickelt. Um diese Weiterentwicklung zu gewährleisten, haben wir in Zusammenarbeit mit der Führungsakademie für Kirche und Diakonie ein „Einführungs- und Anwenderseminar zu den DGCS-Controlling-Standards“ konzipiert. Aufgrund der Ausbreitung des Corona-Virus sind die Veranstaltungstermine zunächst allerdings verschoben worden.
Allgemeines zu den DGCS-Controlling-Standards
In den zurückliegenden 20 Jahren haben sich die Rahmenbedingungen für das Management sozialwirtschaftlicher Organisationen grundlegend verändert. Steuerung und Führung, Finanzierung, Personalmanagement, Angebots- und Geschäftsfeldentwicklung sowie die Digitalisierung der Unternehmensprozesse haben zu einer tiefgreifenden Professionalisierung zentraler Unternehmensfunktionen, insbesondere auch des Controllings, geführt. Methoden, Instrumente, Datengrundlage und Effektivität sowohl des strategischen als auch des operativen Controllings haben sich deutlich weiterentwickelt, allerdings sind die Entwicklungsstände, strukturellen Voraussetzungen und das Know-how in der Branche noch immer sehr unterschiedlich.
Über die Definition von Standards ist eine bewusste und transparente Auseinandersetzung mit den Strukturen, Prozessen und Inhalten des Controllings möglich. Die DGCS schafft mit der Entwicklung von Controlling-Standards einen praxisorientierten Bezugsrahmen, der sich an die spezifischen Bedürfnisse einzelner sozialwirtschaftlicher Organisationen anpassen lässt. Controlling-Standards sollen diese in die Lage versetzen, Controlling-Prozesse zu reflektieren, zu analysieren und Aktivitätsmuster wie Handlungsbedarfe zu identifizieren.
Die DGCS-Controlling-Standards knüpfen an die allgemeinen Controlling-Standards der DIN SPEC 1086:2008 sowie die Spezifika der Sozialwirtschaft an. Insofern folgen die einzelnen Kapitel einer einheitlichen Gliederungslogik:
- Der einleitende Abschnitt liefert zunächst eine Begriffsdefinition für einen spezifischen Standard.
- Anschließend werden für diesen spezifischen Standard in einem zweiten Abschnitt „Besondere Aspekte der Sozialwirtschaft“ herausgearbeitet.
- In einem dritten Abschnitt werden dann die aus den dargestellten Besonderheiten resultierenden DGCS-Controlling-Standards im Hinblick auf Anforderungen an Inhalte und Instrumente des Controllings beschrieben, die wiederum Inhalte der DIN SPEC 1086:2008 spezifizieren.
Strategische Steuerung
Einleitung/Begriffsdefinition
Strategische Steuerung ist die zukunftsorientierte Gestaltung der Organisation. In diesem Prozess
ist die Frage zu beantworten, wie Organisationen agieren müssen, um in drei bis sieben Jahren
erfolgreich am Markt zu sein. Das Handeln der verschiedenen Marktpartner, wie Kunden, Mitbewerber,
Partner, Multiplikatoren und Politik wird ebenso in den Blick genommen wie der soziale und technische Wandel, veränderte Bedarfe und die Entwicklungen auf dem Arbeitsmarkt. Die Leitung definiert Szenarien, die als Prüfsteine für aktuelle Stärken und Schwächen der Organisation sowie Chancen und Risiken der zukünftigen Unternehmensentwicklung wirken (SWOT-Analyse).
Im Anschluss an die Analyse werden Strategien für verschiedene organisatorische Geltungsbereiche
entwickelt, z. B. für das Sozialunternehmen insgesamt, einzelne Geschäftsfelder oder Funktionsbereiche (z. B. für das Geschäftsfeld der Stationären Altenhilfe oder Personal-, Finanz oder IT-Strategien). Die Leitung entscheidet für einzelne Kundengruppen, Standorte und Geschäftsfelder, ob Märkte entwickelt, weiter durchdrungen, regional oder inhaltlich neu aufgebaut werden sollen. Strategische Planung ist eng mit der Investitionsplanung verbunden, da neue Gebäude an eine lange Nutzungsdauer gebunden sind.
Die Strategieumsetzung erfolgt über ein Zielvereinbarungssystem. Beginnend bei der Gesamtorganisation
werden für alle Geschäftsfelder und Einrichtungen Ziele vereinbart. Die Ziele gliedern sich in verschiedene Perspektiven. Z. B. werden Ziele der Dimensionen Finanzen & Ressourcen, Kunden & Dienstleistungen, Strukturen & Prozesse und Kultur & Mitarbeitende berücksichtigt. Über einen kennzahlengestützten Soll-Ist-Abgleich lassen sich Zielerreichungsgrade bewerten und bei der Planung der Ziele der nächsten Periode berücksichtigen.
Besondere Aspekte der Sozialwirtschaft
Die Sozialwirtschaft wird aktuell von fachlichen Konzepten wie Inklusion, Selbstbestimmung,
Sozialraumorientierung und Empowerment bestimmt. Diese führt nach ihrem Eingang in die Sozialgesetzbücher (z. B. Pflegestärkungs-, Bundesteilhabegesetz) zu einem erheblichen Veränderungsdruck, der sich mit Entsäulung, Ambulantisierung und Individualisierung umschreiben lässt.
Im stationären Bereich ist die Sozialwirtschaft eng an bauliche Ressourcen und Immobilien gebunden.
Sich zukünftig verändernde Bedarfe und den konzeptionellen Wandel gilt es bereits bei Planung der Immobilie zu berücksichtigen, wie z. B. die Entwicklung zu kleineren dezentralen Angeboten:
- Altenhilfe: weg von den großen Altenheimen mit 150 und mehr Plätzen zu kleineren Einheiten
von < 80 Plätzen. - Jugendhilfe/Behindertenhilfe: weg von den Campuslösungen und Entwicklung von inklusiven
Mischnutzungen sowie sozialraumorientierten dezentralen Einheiten.
Diese fachlichen Paradigmenwechsel haben erhebliche Auswirkungen auf die Entwicklung des
Immobilienbestandes.
Für die Entwicklung der Nachfrage als auch für das Arbeitskräfteangebot sind demographische
Prognosen von besonderer Relevanz. Hier wird, wie z. B. bei Fragen der Migration und Arbeitsmigration,
mit alternativen Szenarien gerechnet.
Während sich konzeptionelle Entwicklung oft gut vorausschauen lassen, sind die Aktivitäten im politischen System schwer plan- und prognostizierbar. Die EU wirkt immer mehr auf die deutsche
Sozialwirtschaft und setzt auf Wettbewerb und Social Entrepreneurship. In anderen europäischen
Ländern ist das korporatistische Wohlfahrtsmodell unbekannt.
Immer mehr wird auch die Digitalisierung ein Thema der Sozialwirtschaft. E-Pflege und EHealth
gewinnen ebenso an Bedeutung wie Web-Plattformen, über die soziale Dienstleistungen gehandelt werden. Technologieunterstützte Pflege mit Sensorik, Informations- und Kommunikationstechnologie
wird in stationären Einrichtungen verbaut.