Auszug aus den DGCS-Controlling-Standards: Liquiditätsmanagement
DGCS-Controlling-Standards
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Allgemeines zu den DGCS-Controlling-Standards
In den zurückliegenden 20 Jahren haben sich die Rahmenbedingungen für das Management sozialwirtschaftlicher Organisationen grundlegend verändert. Steuerung und Führung, Finanzierung, Personalmanagement, Angebots- und Geschäftsfeldentwicklung sowie die Digitalisierung der Unternehmensprozesse haben zu einer tiefgreifenden Professionalisierung zentraler Unternehmensfunktionen, insbesondere auch des Controllings, geführt. Methoden, Instrumente, Datengrundlage und Effektivität sowohl des strategischen als auch des operativen Controllings haben sich deutlich weiterentwickelt, allerdings sind die Entwicklungsstände, strukturellen Voraussetzungen und das Know-how in der Branche noch immer sehr unterschiedlich.
Über die Definition von Standards ist eine bewusste und transparente Auseinandersetzung mit den Strukturen, Prozessen und Inhalten des Controllings möglich. Die DGCS schafft mit der Entwicklung von Controlling-Standards einen praxisorientierten Bezugsrahmen, der sich an die spezifischen Bedürfnisse einzelner sozialwirtschaftlicher Organisationen anpassen lässt. Controlling-Standards sollen diese in die Lage versetzen, Controlling-Prozesse zu reflektieren, zu analysieren und Aktivitätsmuster wie Handlungsbedarfe zu identifizieren.
Die DGCS-Controlling-Standards knüpfen an die allgemeinen Controlling-Standards der DIN SPEC 1086:2008 sowie die Spezifika der Sozialwirtschaft an. Insofern folgen die einzelnen Kapitel einer einheitlichen Gliederunslogik:
- Der einleitende Abschnitt liefert zunächst eine Begriffsdefinition für einen spezifischen Standard.
- Anschließend werden für diesen spezifischen Standard in einem zweiten Abschnitt „Besondere Aspekte der Sozialwirtschaft“ herausgearbeitet.
- In einem dritten Abschnitt werden dann die aus den dargestellten Besonderheiten resultierenden DGCS-Controlling-Standards im Hinblick auf Anforderungen an Inhalte und Instrumente des Controllings beschrieben, die wiederum Inhalte der DIN SPEC 1086:2008 spezifizieren.
Liquiditätsmanagement (Auszug)
Begriffsdefinition
Liquiditätssteuerung und -management sind ein wichtiger Bestandteil zur Sicherstellung des wirtschaftlichen Erfolges sozialwirtschaftlicher Unternehmen und bilden die Basis nachhaltiger Unternehmensführung.
Das oberste Ziel des Liquiditätsmanagements ist es, die Zahlungsfähigkeit des Unternehmens zu jedem Zeitpunkt zu gewährleisten. Eine weitere wichtige Aufgabe des Liquiditätsmanagements ist die Kostensenkung im Rahmen der Liquiditätsbereitstellung, z. B. durch Minimierung des erforderlichen Liquiditätsbestandes oder der Vermeidung der Mittelbeschaffung zu ungünstigen Konditionen.
Ein umfassendes Liquiditätsmanagement setzt sich dabei aus drei Teilen zusammen:
- Die Ermittlung des Liquiditätsstatus dient der Feststellung der gegenwärtigen Zahlungsfähigkeit und zur Aufdeckung potentieller Ungleichgewichte zwischen Geldkonten. In ihm werden tagesaktuell die liquiden Mittel dargestellt.
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Besondere Aspekte der Sozialwirtschaft
In der Sozialwirtschaft ist bei vielen Angeboten die öffentliche Hand für die überwiegende oder vollständige Finanzierung von Dienstleistung zuständig. Hier gibt es möglicherweise zeitliche Verzögerungen bei der Zahlungsabwicklung oder eine unterschiedliche Bewertung der Zahlungsvoraussetzungen (Qualität, Personalschlüssel etc.), die zu Auseinandersetzungen über die Höhe der zustehenden Zahlungen bzw. zu Rückforderungen führen (z. B. in der Altenpflege auf der Basis von MDK-Prüfungen). Beides ist bei der Liquiditätsplanung entsprechend zu berücksichtigen, die prinzipielle Zahlungsfähigkeit des Schuldners „öffentliche Hand“ steht allerdings außer Frage. Zudem sind in vielen Arbeitsfeldern, wie z. B. der ambulanten Pflege, die Zahlungsmodalitäten
(inkl. der Zahlungsfristen) über entsprechende Leistung- und Vergütungsvereinbarungen detailliert geregelt.
Das geringe Ausfallrisiko, die fehlende Konkurrenz in einigen Arbeitsfeldern (z. B. WfbM), Steuerbefreiungen, die institutionell verankerte oder kulturell gepflegte fehlende Erfolgs-/Gewinnorientierung sowie die eingespielten (und IT-unterstützten) Abrechnungsprozesse führen in der Praxis dazu, dass in vielen Bereichen der Sozialwirtschaft die Liquiditätsplanung (zu unrecht) wenig Aufmerksamkeit erfährt.
Längere Phasen der Vorfinanzierung einer Dienstleistung sind insbesondere für Angebote und Dienstleistungen typisch, die über Zuwendungen (z. B. Beratungsleistungen) und Projektmittel finanziert werden. Hier werden z.T. nur wenige Zahlungstermine vereinbart, so dass eine soziale Organisation – je nach Vertragsgestaltung – dann ggf. die Personal- und Sachkosten für 3, 6 oder
12 Monate vorfinanzieren muss. Nicht selten kommt es zudem zu Verzögerungen bei der Mittelauszahlung, z. B. weil Unterlagen nicht vollständig/fehlerhaft sind, sich Nachweisdokumente verändern,
zusätzliche Unterlagen angefordert werden oder IT-Schnittstellen nicht funktionieren. Bei manchen Projekten behält sich der Auftraggeber zudem den Einbehalt eines bestimmten Prozentsatzes der vereinbarten Mittel bis zu einer abschließenden Prüfung der verausgabten Mittel vor. Auch dies ist bei der Liquiditätsplanung zu berücksichtigen.
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DGCS-Controlling-Standards: Anforderungen an Inhalte und Instrumente
Aus den Besonderheiten der Sozialwirtschaft ergeben sich für das Controlling als Mindestanforderung folgende Standards:
- Die Leistungserbringung muss unter dem Leitbild einer wirtschaftlichen Erfolgs-/Gewinnorientierung stehen, die im Ergebnis zum Aufbau von angemessenen Liquiditätsreserven führt, mit denen Liquiditätsschwankungen ausgeglichen oder zumindest abgefedert werden
können. Um das zu erreichen, bedarf es einer Wirtschafts-/Finanzplanung mit entsprechenden Erfolgsparametern (Rendite-Ziele) sowie einem laufenden Monitoring und intensiver Steuerung. - Auf die Wirtschafts- und Finanzplanung setzt eine laufend fortgeschriebene Liquiditätsplanung auf, die im Minimum die kurz- und mittelfristige Liquiditätsplanung umfasst. Die Liquiditätsplanung muss hierbei in engen Austausch mit anderen betriebswirtschaftlichen Bereichen, aber auch den Fachabteilungen gehen. So sind z. B. mögliche Zahlungsausfälle von Kunden, dringende Reparaturen, erteilte Handwerkeraufträge etc. zu berücksichtigen. Soweit das Controlling die Liquiditätsplanung erstellt, benötigt es also umfassende Information.
- Insbesondere bei größeren Einrichtungen ist das Cash-Pooling ein wichtiges Instrument der Liquiditätssteuerung. Dies muss im Controlling entsprechend abgebildet werden und insbesondere müssen entsprechende zentrale Zugriffe auf die Liquidität einzelner Konzerntöchter entsprechend kommuniziert werden.
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